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Gewitter in Österreich: die blitzreichsten Regionen des Landes

Österreich ist aufgrund seiner geographischen Lage besonders anfällig für Gewitter. Es gibt allerdings große regionale Unterscheide: Während es in der Steiermark sehr viele Blitze gibt, blitzt es etwa in den Ötztaler Alpen vergleichsweise selten.
Gewitter in Österreich: die blitzreichsten Regionen des Landes

Gewitter können in Mitteleuropa bei passenden Wetterbedingungen im gesamten Jahr auftreten, die klassische Hochsaison geht hierzulande aber typischerweise von Mitte Mai bis Ende August. In dieser Jahreszeit sorgt einerseits der hohe Sonnenstand für eine starke Erwärmung der bodennahen Luft, was zu einer labilen Luftschichtung führen kann, andererseits werden die Luftmassen im Laufe des Sommers generell energiereicher (wärmere Luft kann mehr Wasserdampf enthalten).

Anzahl an Blitzentladungen pro Monat in Österreich von 2011 bis 2020. © UBIMET

Der blitzreichste Monat des Jahres in Österreich ist meist der Juli mit einem 10-jährigen Mittel von knapp 225.000 Blitzentladungen (Stromstärke ab 5 kA). Es folgen in absteigender Reihenfolge August, Juni und Mai. Gegen Ende August lässt die Blitzhäufigkeit aufgrund der rasch abnehmenden Tageslänge deutlich nach, der blitzärmste Monat ist der November mit durchschnittlich nur 136 Entladungen.

Blitze in Österreich

Im 10-jährigen Mittel stechen bei der Blitzdichte in Österreich zwei Regionen ganz besonders hervor:

  • Die Gebiete vom Grazer Bergland und Mürztal über das Grazer Becken bis ins Südburgenland
  • Die Gebiete vom Flachgau bzw. südlichem Innviertel über das Salzkammergut bis zu den Ennstaler Alpen

Am wenigsten Blitze gibt es dagegen am Alpenhauptkamm vom Montafon bis zu den Ötztaler Alpen, da hier die lange Schneebedeckung sowie die hochgelegenen Täler nur eine recht kurze Gewittersaison zulassen.

Mittlere Blitzdichte von 2010 bis 2019. © UBIMET

Bezirke mit der höchsten Blitzdichte

  • 34,6 Blitze/km² Weiz (ST)
  • 32,7 Blitze/km² Graz-Umgebung (ST)
  • 29,3 Blitze/km² Hartberg-Fürstenfeld (ST)
  • 28,4 Blitze/km² Graz (ST)
  • 27,5 Blitze/km² Jennersdorf (B)
  • 26,8 Blitze/km² Salzburg Stadt (S)
  • 26,7 Blitze/km² Südoststeiermark (ST)
  • 26,4 Blitze/km² Salzburg-Umgebung (S)
  • 26,4 Blitze/km² Voitsberg (ST)
  • 25,6 Blitze/km² Oberwart (B)
  • 25,2 Blitze/km² Ried im Innkreis (OÖ)

An letzter Stellen befinden sich die Bezirke Bludenz und Landeck mit einer mittleren Dichte von 8,2 bzw. 8,6 Blitzen/km² (in den Gemeinden Bartholomäberg in Vorarlberg bzw. Sölden in Tirol liegt sie bei nur 5 Blitzen/km²).

Mittlere Anzahl von Blitzen pro Tag (2007-2019). © UBIMET

Wenn man sich die mittlere Anzahl von Blitzen pro Tag betrachtet, stechen die bereits erwähnten Regionen ebenfalls klar heraus, ganz besonders die Gebiete rund um Weiz. Starke Gewitter können zwar überall auftreten, auch in dieser Kategorie liegen aber „die üblichen Verdächtigen“ an der Spitze:

  • das südöstliche Bergland (u.a. vom Murtal bis zur Buckligen Welt)
  • die Nordalpen (v.a. vom Außerfern bis zu den Niederösterrechischen Voralpen)
  • das Obere Waldviertel
Anteil der Schwergewittertage. © UBIMET

Hagel ist in Österreich keine Seltenheit, vor allem bei leicht föhnigen Wetterlagen kommt es am Alpennordrand, im Südosten oder im Waldviertel nahezu jährlich lokal auch zu großem Hagel. Vereinzelt wurde auch schon sehr großer Hagel mit einer Größe von etwa 10 cm beobachtet, wie etwa zuletzt am 5. Juni 2022 im Kaiserwinkl oder am 24. Juni 2021 in Wald- und Weinviertel.

Meldungen von großem Hagel in Österreich in der ESWD-Datenbank seit 2010. © ESWD

Blitzhauptstadt Graz

In Österreich stellt Graz aufgrund der geographischen Lage am Südostrand der Alpen die blitzreichste Landeshauptstadt dar. Einerseits gibt es hier zahlreiche Gebirgsgruppen wie etwa die Packalpe oder das Grazer Bergland, welche die Auslöse von Gewittern begünstigen, andererseits ist die Luft hier im Sommer oft sehr feucht bzw. energiereich. Hinzu kommt noch, dass sich die feuchte Luft  in tiefen Schichten bei Kaltfrontdurchgängen besonders lange halten kann, da die bodennahe Kaltluft von den Alpen blockiert wird bzw. über Wien hinweg umgeleitet wird. In mittleren Höhenlagen findet aber dennoch eine Temperaturabnahme statt, was dann in der Steiermark und im Südburgenland zu einer oft labilen Luftschichtung führt.

Im Südosten ist die Luftschichtung am häufigsten labil. © UBIMET

Dieser Effekt führt auch dazu, dass es in Graz deutlich häufiger als etwa in Wien zu kräftigen Gewittern kommt, da die energiereiche Luft in der Hauptstadt aufgrund der exponierten Lage am Alpenostrand schnell durch aufkommenden Westwind ausgeräumt wird. Da zwischen dem Waldviertel und den Voralpen zudem ein kanalisierender „Flaschenhals“ vorliegt, wird der Wind ab dem Mostviertel auch meist beschleunigt und läuft etwaigen Gewittern davon (Druckwelle). Beim Absinken hinter dem Wienerwald trocknet er die Luft schließlich noch etwas ab.

Bei sommerlichen Kaltfronten aus NW hält sich südlich der Alpen länger die energiereiche Luft.

Mittlere Blitzdichte pro Landeshauptstadt:

  1. Graz 28,4 Blitze/km²
  2. Salzburg 26,8 Blitze/km²
  3. Bregenz 16,9 Blitze/km²
  4. Eisenstadt 16,3 Blitze/km²
  5. Innsbruck 15,1 Blitze/km²
  6. Linz 11,3 Blitze/km²
  7. Wien 11,2 Blitze/km²
  8. Klagenfurt 11,1 Blitze/km²
  9. St. Pölten 10,7 Blitze/km²

In Wien handelt es sich um ein Mittel über alle Bezirke, wobei es auch innerhalb vom Bundesland Wien Unterschiede gibt: Während sie im Süden teils über 13 Blitzen/km² liegt, sind es in Floridsdorf nur 8,7 Blitze/km² (Zeitraum von 2010 bis 2019).

Auch auf mitteleuropäischer Ebene stechen die Gebiete rund um das Grazer Becken heraus. Besonders in Norditalien gibt es allerdings Regionen mit einer noch höheren Blitzdichte, wie etwa das Alpenvorland rund um Bergamo sowie im Nordosten Italiens von Vicenza bis Udine, generell die nördliche Adria oder auch auch die Küste Liguriens von Genua ostwärts.

Blitze pro km² pro Jahr in Österreich (2009-2019). © UBIMET

Zutaten für Gewitter

Für die Entstehung von Gewittern sind grundsätzlich drei Zutaten notwendig: Ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit in tiefen Schichten, eine labile Schichtung der Atmosphäre sowie ein Mechanismus, der die Luft zum Aufsteigen bringt. Letzteres kann beispielsweise zusammenströmender Wind über einem Berg oder auch im Flachland (Konvergenz) oder auch eine aufziehende Front sein. Für die Entstehung langlebiger Gewitter ist zusätzlich noch eine Zunahme der Windgeschwindigkeit mit der Höhe notwendig, damit der Auf- und Abwindbereich der Gewitter voneinander getrennt bleiben.

Vorwarnung und Warnung

Die Zutaten für schwere Gewitter kann man meist schon mehrere Tage im Voraus gut prognostizieren (Gewittervorwarnung), wo dann aber auch ein kräftiges Gewitter exakt durchzieht, kann man in der Regel nur kurzfristig anhand von Radar- und Satellitendaten erkennen (Gewitterwarnung).

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