Wo es am meisten blitzt: Die Gewitter-Hotspots Österreichs

Gewitter können in Mitteleuropa bei passenden Wetterbedingungen das ganze Jahr über auftreten. Die klassische Hochsaison liegt hierzulande typischerweise zwischen Mitte Mai und Ende August. In dieser Zeit sorgt einerseits der hohe Sonnenstand für eine starke Erwärmung der bodennahen Luft, was zu einer labilen Schichtung der Atmosphäre führen kann. Andererseits werden die Luftmassen im Laufe des Sommers insgesamt energiereicher, da wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann
Blitze in Österreich
Im 15-jährigen Mittel stechen bei der Blitzdichte in Österreich zwei Regionen besonders hervor:
- Die Gebiete vom Grazer Bergland über die Oststeiermark bis ins Südburgenland
- Der Alpennordrand vom Innviertel über das Salzkammergut bis ins Gesäuse
Am wenigsten Blitze gibt es dagegen am Alpenhauptkamm vom Montafon bis zu den Ötztaler Alpen, da hier die lange Schneebedeckung sowie die hochgelegenen Täler mit vergleichsweise trockener Luft nur eine kurze Gewittersaison zulassen.

Weiz auf Platz 1
Im Mittel von 2010 bis 2024 sind die drei blitzreichsten Bezirke des Landes in der Steiermark anzutreffen. Weiz liegt an der Spitze, gefolgt von Graz-Umgebung und Hartberg-Fürstenfeld. Auf dem vierten Platz folgt Braunau am Inn in Oberösterreich.
- 32,7 Blitze/km² Weiz (ST)
- 31,3 Blitze/km² Graz-Umgebung (ST)
- 30,6 Blitze/km² Hartberg-Fürstenfeld (ST)
- 30,5 Blitze/km² Braunau am Inn (OÖ)
- 30,1 Blitze/km² Graz (ST)
- 29,1 Blitze/km² Südoststeiermark (ST)
- 27,8 Blitze/km² Ried im Innkreis (OÖ)
- 27,3 Blitze/km² Oberwart (B)
- 26,4 Blitze/km² Voitsberg (ST)
- 25,8 Blitze/km² Jennersdorf (B)
- 25,3 Blitze/km² Salzburg Stadt (S)
- 25,1 Blitze/km² Leibnitz (ST)

Gewitter entstehen besonders häufig über den Bergen und ziehen unter Verstärkung ins angrenzende Flachland. Die stärksten Gewitter treten oft direkt am Alpenrand auf, da die Luft hier tendenziell feuchter und damit energiereicher ist. Da Mitteleuropa im Bereich der Westwindzone liegt, ziehen Gewitter besonders häufig von West nach Ost. Mit zunehmender Entfernung von den Bergen lässt die Gewitterhäufigkeit nach.

Schlusslicht Landeck
Die geringste Blitzdichte auf Bezirksebene weist der Bezirk Landeck mit einer Dichte von 7,7 Blitzen/km² auf, gefolgt von Bludenz und Imst mit jeweils 7,8 Blitzen/km². Auf Gemeindeebene liegt Sölden auf dem letzten Platz mit 4,5 Blitzen/km², knapp hinter Galtür und Bartholomäberg (auf Platz 1 liegt die Gemeinde Weiz mit 41,5 Blitzen/km²).

Saison-Höhepunkt im Juli
Der blitzreichste Monat des Jahres in Österreich ist meist der Juli mit einem 15-jährigen Mittel von rund 498.000 Blitzentladungen. Es folgen der August mit 370.000, der Juni mit 333.000 und der Mai mit 130.000. Gegen Ende August lässt die Blitzhäufigkeit aufgrund der rasch abnehmenden Tageslänge deutlich nach. Die blitzärmsten Monate sind der November und der Dezember mit jeweils etwa 100 Entladungen.

Hagel in Österreich
Hagel ist in Österreich keine Seltenheit, vor allem bei leicht föhnigen Wetterlagen kommt es am Alpennordrand, im Südosten oder im Waldviertel nahezu jährlich lokal auch zu großem Hagel. Vereinzelt wurde auch schon sog. Riesenhagel mit einer Größe von über 10 cm beobachtet. Der Rekord stammt vom 24. Juni 2021, als in Ziersdorf im Bezirk Hollabrunn ein Hagelkorn mit einer Größe von 14 cm dokumentiert wurde. Mehr Infos dazu gibt es hier: Der europäische Hagelrekord.

Blitzhauptstadt Graz
In Österreich stellt Graz aufgrund der geografischen Lage am Südostrand der Alpen die blitzreichste Landeshauptstadt dar. Einerseits gibt es hier zahlreiche Gebirgsgruppen wie etwa die Lavanttaler Alpen und das Grazer Bergland, welche die Auslöse von Gewittern begünstigen, andererseits ist die Luft hier im Sommer oft sehr feucht bzw. energiereich. Hinzu kommt noch, dass sich die feuchte Luft in tiefen Schichten bei Kaltfrontdurchgängen besonders lange halten kann, weil die bodennahe Kaltluft von den Alpen blockiert wird bzw. über Wien hinweg umgeleitet wird. In mittleren Höhenlagen findet aber dennoch eine Temperaturabnahme statt, was dann in der Steiermark und im Südburgenland zu einer labilen Luftschichtung führt.
Das Wiener „Schutzschild“
Dieser Effekt führt auch dazu, dass es in Graz deutlich häufiger zu kräftigen Gewittern kommt als etwa in Wien. Die energiereiche Luft in der Hauptstadt wird aufgrund der exponierten Lage am Alpenostrand durch aufkommenden Westwind schnell ausgeräumt. Außerdem sorgt ein kanalisierender „Flaschenhals“ zwischen dem Waldviertel und den Voralpen dafür, dass der Wind ab dem Mostviertel meist beschleunigt und etwaigen Gewittern davon läuft – Meteorologen sprechen dabei von einer Druckwelle, die manchmal auch als „Wiener Schutzschild“ bezeichnet wird. Beim Absinken hinter dem Wienerwald trocknet die Luft zusätzlich etwas ab.

Mittlere Blitzdichte pro Landeshauptstadt:
-
- Graz 30,1 Blitze/km²
- Salzburg 25,3 Blitze/km²
- Bregenz 14,9 Blitze/km²
- Eisenstadt 14,8 Blitze/km²
- Linz 13,8 Blitze/km²
- Wien 13,5 Blitze/km²
- Innsbruck 13,2 Blitze/km²
- St. Pölten 12,9 Blitze/km²
- Klagenfurt 10,1 Blitze/km²
In Wien handelt es sich um einen Durchschnittswert über alle Bezirke – dennoch gibt es auch innerhalb der Stadt Unterschiede: Während in Floridsdorf durchschnittlich nur 11 Blitze pro Quadratkilometer und Jahr registriert werden, sind es in den westlichen Außenbezirken wie Döbling bis zu 16,6. Hier spielt der Wienerwald eine entscheidende Rolle: Einerseits entstehen dort häufiger Gewitter als im Flachland, andererseits wirkt er bisweilen wie eine Barriere für heranziehende Gewitter aus dem Mostviertel, die in der Stadt dann nur noch Regen und Wind bringen.
Gewitter-Hochburg Alpensüdrand
Auf mitteleuropäischer Ebene befinden sich die blitzreichsten Regionen in Norditalien, ganz besonders am Alpenrand rund um Bergamo sowie im Nordosten Italiens von Vicenza bis nach Friaul.
