Starker Polarwirbel sorgt weiterhin für milden Winter in Europa
Die Atmosphäre der Erde besteht hinsichtlich ihres vertikalen Temperaturverlaufs aus verschiedenen Schichten. Das tägliche Wetter passiert in der Troposphäre, für die Großwetterlagen im Winter auf der Nordhalbkugel spielen allerdings manchmal auch die Geschehnisse in der Stratosphäre eine Rolle. Hier entwickelt sich im Winter nämlich der sogenannte Polarwirbel. Er ist gefüllt mit sehr kalter Luft, die in der Stratosphäre Werte unter -80 Grad erreichen kann. Seine Stärke hängt vom Temperaturunterschied zwischen dem Äquator und den Polen ab, daher erreicht er seine maximale Ausprägung meist im Jänner.
Extreme Kälte
Während es in den vergangenen beiden Wintern je zu einer Spaltung des Polarwirbels kam (mittels einer plötzlichen Stratosphärenerwärmung), präsentiert er sich heuer außergewöhnlich stark. Am 3. Jänner wurden von einer Radiosonde in einer Höhe von 25 km sogar Temperaturen von -96 Grad gemessen, was dem tiefsten Wert seit mindestens 40 Jahren entspricht.
When it is so cold in the Arctic #stratosphere that it goes off the temperature scale.
Sounding from #Reykjavik, Iceland recorded apparently temperature of -96°C (!) at 17 hPa (~25.5 km altitude). pic.twitter.com/zcyrSngg44
— Mika Rantanen (@mikarantane) January 4, 2020
Milder Winter
Der Polarwirbel in der Stratosphäre ist derzeit vergleichsweise gut mit dem Jetstream in der Troposphäre gekoppelt. Seine starke Ausprägung sorgt dabei für relativ mildes, westwinddominiertes Winterwetter in Mitteleuropa und etwaige Kaltlufteinbrüche sind nur von kurzer Dauer. Eine Änderung ist vorerst nicht in Sicht und die Langfristmodelle deuten bis auf Weiteres auch auf überdurchschnittliche Temperaturen in Europa hin. Da das Azorenhoch zudem stark ausgeprägt ist und die Frontalzone weit nördlich verläuft, berechnen die Modelle im Alpenraum bis zum Monatsende nur noch geringe Niederschlagsmengen. Nach derzeitigem Stand ist somit selbst auf den Bergen kein nennenswerter Neuschnee in Sicht.
Stratosphärenwolken
In Höhen über 20 km bei Temperaturen unter -78 Grad treten in den Polarregionen manchmal polare Stratosphärenwolken auf (polar stratospheric clouds), welche nach ihrem Aussehen auch Perlmuttwolken genannt werden. Sie bestehen aus Kristallen von Schwefelsäure oder Salpetersäure (Typ I) bzw. bei extrem niedrigen Temperaturen mitunter auch aus Eiskristallen (Typ II). Wenn die Wolken aus Säurekristallen bestehen, sind sie für Ozonabbau in der Stratosphäre verantwortlich.
Two days ago I saw this magnificent display of polar stratospheric clouds in Finnish Lapland. Just amazing!#pscs #nacreousclouds #lapland #finland pic.twitter.com/ANd5UOLwgL
— Thomas Kast (@ThomasKast1) January 2, 2020
Polar Stratospheric Clouds over Östersund
Another day with a extremely colorful and beautiful sunset here in #Östersund, #Sweden. During the past week we have really been spoiled with sunsets like these. #PSC #weather #PolarStratosphericClouds #sunset pic.twitter.com/dBLpwbbjHS
— Göran Strand (@Astrofotografen) January 4, 2020
— Wayne Edwards (@RooneyEdwards) December 31, 2019
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